Die Einführung der L32A-XS war ein Meilenstein in der Entwicklungsgeschichte von Drehleitern, der Hubrettungseinsätze deutlich erleichtert hat. Die stetig dichter werdende Bebauung in Innenstädten und der mangelnde Platz beim Drehleitereinsatz stellen Einsatzkräfte vor große Herausforderungen, denen sie mit dem XS-Prinzip souverän begegnen können.

Im Einsatz ergibt sich der große Vorteil, bei beengten Verhältnissen näher am Fahrzeug agieren zu können. Aus der Erfahrung der Drehleitermaschinisten und Ausbilder wissen wir, dass in vielen Fällen nicht die maximale Ausladung, sondern das Bewegen des Leitersatzes auf engem Raum, vorbei an parkenden Fahrzeugen, Bäumen oder Straßenlaternen von entscheidender Bedeutung für den Einsatzerfolg ist.

Einige der Innovationen sind bis heute in mehreren Patentfamilien geschützt.

Wie die Entwicklungsreise der L32A-XS begann

Vor 10 Jahren kam die erste L32A-XS Gelenkleiter auf den Markt. Es ist Zeit, zurückzublicken, welche Features in den letzten 10 Jahren entstanden sind.

Der Ausgangspunkt der Entwicklung war die Frage, wie der Zielkonflikt zwischen hoher Sicherheit und großer Korbarmlänge bei kompakter Gesamtfahrzeuglänge gelöst werden kann. Hierzu gehört die Überlegung, wie sich ein in den Leitersatz eingezogener Gelenkpunkt unter Sicherheitsaspekten realisieren lässt.

Nachdem einige, sehr aufwändige Konzepte verworfen wurden, kam die entscheidende Idee:

Der Leitersatz mit eingezogenem Gelenkpunkt ist realisierbar, wenn Sprossen weggelassen werden. Der Grundgedanke ist, dass der Korbarm schmal genug ist, um zwischen den Untergurten der darunterliegenden Leiterteile hindurch zu tauchen. Relevant war hierbei, dass die weggelassenen Sprossen für das Besteigen des Leitersatzes keine Rolle spielen. Daher wird der Leitersatz so ausgefahren, dass stets eine Überdeckung der Leiterteile gewährleistet wird und der Korbarm folglich bei jeder Leiterlänge verwendbar ist. Der Konflikt zwischen hoher Sicherheit und großer Korbarmlänge bei kompakter Gesamtfahrzeuglänge war somit gelöst.

Im Jahr 2012 wurde die Idee konstruktiv umgesetzt und anschließend in intensiven Dauerversuchen getestet.

Die erste Seriendrehleiter vom Typ L32A-XS ging im August 2013 an die Feuerwehr Neu-Wulmstorf, die erste L32A-XS Flat an die Feuerwehr Borken.

Innovationen in der Entwicklungsgeschichte der L32A-XS, die die Sicherheit der Einsatzkräfte und den Einsatzerfolg maßgeblich beeinflussen

Im Jahr 2013 wurde die erste XS-Drehleiter L32A-XS ausgeliefert. Die erste Gelenkdrehleiter der 32 m-Klasse mit sehr geringem Aktionsradius.

XS, das steht für „extra small“, denn es kommt im Einsatz nicht immer nur auf die maximal erreichbare Höhe an. Dieser Leitersatz wurde für sehr enge Einsatzsituationen konzipiert. Der sehr enge Aktionsradius ermöglichte erstmals ein stufenloses Aufrichten des Rettungskorbes entlang der Hausfassade, auch in schmalen Gassen einschließlich der unteren Stockwerke. Auch das Drehen des gesamten Leitersatzes wurde somit auf engstem Raum möglich.

Durch Abwinkeln des Korbarmes war es nun möglich, den Rettungskorb direkt vor dem Fahrerhaus abzusetzen. In dieser Position kann Korbausstattung ergonomisch angebracht werden oder auch Einsatzkräfte oder zu rettende Personen können angenehm ein- oder aussteigen.

2015 kam die L32A-XS 2.0 auf den Markt, die es durch Anpassungen am Korbarm ermöglichte, den Rettungskorb noch näher vor dem Fahrerhaus des Chassis abzusetzen und somit den für den Einsatzerfolg entscheidenden Aktionsradius weiter zu verkleinern. Der Rettungskorb konnte ab dieser Generation einer Belastung von 500 kg standhalten. Bis zu 5 Personen finden seitdem im Rettungskorb Platz.

Seit dieser Generation hat der Rettungskorb eine integrierte Wasserhochführung, die es den Einsatzkräften ermöglich, den Wasserwerfer (mechanisch oder elektrisch) direkt am Rettungskorb anzubringen, ohne vorher einen Schlauch anschließen zu müssen.

Im Jahr 2016 wurde der Rettungskorb mit entnehmbarer Multifunktionssäule einführt. Hierdurch ergaben sich völlig neue Einsatzmöglichkeiten. Einer der zentralen Arbeitsplätze der Einsatzkräfte – der Rettungskorb – wurde deutlich optimiert und bot nun u.a. vielfältige zusätzliche Arbeitspositionen und -bereiche sowie neue Zusatzausstattung:
Durch die Möglichkeit, die Schwenkbare Krankentragen-Lagerung (SKL) sowohl am Korbboden als auch auf der Korbreling anzubringen, ergeben sich völlig neue Möglichkeiten im Einsatz. Patientinnen und Patienten können z.B. selbst aus Dachgauben direkt auf die Krankentrage aufgenommen werden. Adipöse Personen von bis zu 300 kg können mit der Trage im Korb aufgenommen werden. Die Patientenrettung, die immer häufiger zur Aufgabe von Feuerwehren wird, wurde seit Einführung dieser Technologie deutlich erleichtert.
Auch von den Kräften des Rettungsdienstes wird diese Position des Patienten als sehr vorteilhaft betrachtet: er kann, wenn er sich am Korbboden befindet, optimal betreut werden und bspw. eine Herz-Lungen-Wiederbelebung ist in dieser Position innerhalb des Rettungskorbes möglich.
Des Weiteren erleichtern drei aufrecht begehbare Zugänge zum Korb seitdem das Ein- und Aussteigen.

2018 wurde die L32A-XS 3.0 eingeführt. Sie zeichnet sich sowohl durch CAN-Safety-Steuerungstechnik als auch einen gewichtsoptimierten Leitersatz und Rettungskorb für mehr Performance aus. Hierbei wurde u.a. die neuste Maschinenrichtlinie erfüllt.

Die neuste Generation ist die L32A-XS 3.2, die seit 2022 gebaut wird. Sie umfasst u.a. neue Displays (Rosenbauer RBC LCS 3.0) sowie ein neues Bedienkonzept. Dieses Bedienkonzept bieten viele weitere Fahrzeuge des Rosenbauer-Portfolios.

Auch das Meldungs- und Warnkonzept wurde wesentlich überarbeitet. Sie bietet neue Automatikfunktionen und die Vorbereitung weiterer Assistenzsysteme.

Dieser Beitrag war nur ein kurzer Überblick über die vielseitige Entwicklungshistorie und die Features unserer L32A-XS Drehleiter. Im Jubiläumsjahr wird es an anderer Stelle noch weitere interessante Beiträge zum „Geburtstagskind“ geben.

Hier noch ein paar Zahlen

Verteilung der Chassis-Typen

Gesamt 909 100%
Mercedes-Benz 606 67%
MAN 156 17%
Scania 103 11%
Andere 44 5%
Davon:
Atego 441 49%
TGM 144 16%