Lange vor dem Erstflug des neuen Super Jumbos, Airbus A-380 im April 2005 machte sich die, schon immer als sehr progressiv geltende, Flughafenfeuerwehr des Changi International Airports in Singapur Gedanken über die gesteigerten Herausforderungen, die dieses enorme Flugzeug mit sich bringen wird.
Nicht nur die Löschleistungen der Flugfeldflotte musste an die gesteigerten Treibstoffmengen und an die außergewöhnliche Größe des neuen Flugzeugtyps angepasst werden, sondern speziell Evakuierungen wurden schnell als besonders herausfordernd erkannt. Immerhin sind im A-380 bis zu 853 Passagiere und 20 Besatzungsmitglieder an Bord. Schon bei Flugzeugen mit einem einzigen Passagierdeck kam es bei Evakuierungen über die Notrutschen häufig zu einer größeren Zahl an Verletzungen, beim A-380 steigert sich, durch das durchgängig besetzte Oberdeck, das Verletzungsrisiko deutlich. Eine größere Anzahl von Verletzungen während der Zertifizierung des A-380 (mit Personen, welche die Evakuierung geübt haben!) hat dies auch leider gezeigt.
Die Herausforderung für die Flughafenfeuerwehr ist genau diese große Anzahl an möglichen Verletzten durch die Evakuierung über Notrutschen, da diese nicht nur auf der Stelle versorgt, sondern anschließend in umliegende Spitäler gebracht werden müssen. Dafür muss eine größere Anzahl von Ambulanzen zur Unfallstelle anfahren um die Verletzten abzutransportieren und brechen damit den Sicherheitskorridor des Flughafens, welches üblicherweise aus Sicherheitsgründen umgehend zu einer sofortigen Einstellung des gesamten Flugbetriebes führt.
Für einen Flughafen wie Changi, der mit nahezu 60 Millionen Passagieren einer der weltweit bedeutendsten Flughäfen ist, wäre eine Komplettsperre nicht nur ein enormer Imageschaden, sondern würde auch massive finanzielle Einbußen bedeuten. Es gilt daher, auch seitens der Feuerwehr alles Ermeßliche zu tun, um zumindest die nicht beeinträchtigten Lande und Startbahnen offen zu halten und eine Totalsperre zu vermeiden.
Aus diesem Grund wurde von der Flughafenfeuerwehr Changi gemeinsam mit Rosenbauer International und SK Rosenbauer Singapur in den Jahren 2004 und 2005 nach Lösungen gesucht, die eine schnelle und gefahrlose Evakuierung des Superjumbos ohne Verwendung der Notrutschen erlaubt. Der Auftrag zum Bau von zwei Rettungstreppen E8000 wurde im Oktober 2005 von Changi an Rosenbauer vergeben und die zwei Fahrzeuge wurden im September 2006, noch vor der Einführung des A-380 bei Singapore Airlines von der Flughafenfeuerwehr in Dienst gestellt.
Am 4. November 2010, beim dramatischen Notfall des Fluges Qantas Airlines QF 32, welcher nach einer Triebwerksexplosion in Changi notgelandet ist, hatte die Rettungstreppe E8000 ihre erste Feuertaufe und diese mit Bravour gemeistert. Alle 469 Passagiere und Besatzungsmitglieder wurden sicher und in kürzester Zeit unverletzt evakuiert. Bei einem weiteren schweren Notfall am 27. Juni 2016 von Singapore Airlines SQ386 wurden 241 Personen sicher und schnell mit der Rettungstreppe E8000 evakuiert. Das gemeinsam mit dem Flughafen entwickelte Konzept der Rosenbauer Escape Stair E8000 funktionierte im echten Einsatz perfekt.
Als nun nach 12 Jahren Einsatzzeit die Ablöse der ersten Generation anstand, wurde der Auftrag, nicht zuletzt aufgrund der positiven Erfahrungen wiederum an Rosenbauer vergeben und seit Anfang 2018 ist die zweite Generation von E8000’s in Changi im Einsatz.
Wer wie ich selbst oft im Flugzeug unterwegs ist, hofft natürlich, niemals in eine gefährliche Situation zu kommen, bei jeder Landung in Changi hat man aber ein gutes Gefühl, die neuen E8000 sind zum Einsatz bereit!
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